Elektron BBS
Inhalt | Mailbox | Elektronik | Verkehr | Markt | Download | Geld | Suchen
Schaufenster der Woche !hier klicken!

Etwas zur Geschichte der Elektron

Angefangen mit PC's habe ich nach ZX 81, Commodore C16 und Atari 130 XE im Jahr 1991, als ich relativ günstig bei einer Firmenauflösung ein 286er Motherboard mit 16 MHz Takt gekauft habe. Das notwendige Zubehör wie Gehäuse mit Netzteil, Floppy, Grafikkarte und Monitor war schnell besorgt. Enorme Schwierigkeiten bereitete hier damals die Besorgung des Speichers. Das Board hatte 36 Sockel für herkömmliche RAM-Chips von 1 MBit. Für 4 MByte RAM waren also 18 Schaltkreise vom Typ 511000 notwendig. Der Rechner war mit einer Festplatte von 20 MByte ausgestattet, die durch andere Formatierung auf 30 MByte vergrößert wurde. Die größten Probleme entstanden, die Hardware im BIOS anzumelden. Dafür war damals bei diesem Motherboard Software notwendig. Die dazu notwendige Diskette bekam ich dann noch in der Firma, wo ich das Motherboard erstanden hatte. Als Betriebssystem war MS-DOS 5.0 aktuell.

Bereits 1 Jahr später wurde der Rechner zum 386DX40 mit einem AMD-Prozessor aufgerüstet. In einschlägigen Zeitschriften wurde damals von Mailboxen geschrieben, also entschloss ich mich zum Kauf eines Modems. Zum Probieren entschied ich mich erst mal zu einem 2400er Modem. Nachdem damit die Telefongebühren manchen Monat über 500 DM lagen und ich Interesse an der Dfü fand, kaufte ich mir im Februar 1993 das legendäre ZyXEL U-1496 E plus, welches auch heute noch an einem Port der Mailbox seinen Dienst verrichtet. Damals am Rande der Legalität betrieben, weil dieses Gerät nicht von der Post zugelassen war, brachte es für diese Zeit atemberaubende Übertragungsgeschwindigkeiten. Die Telefongebühren wurden dadurch zwar etwas niedriger, aber der Spaß war mir immer noch zu teuer. Ich überlegte dann, warum drehst du den Spieß nicht einfach um und lässt die anderen bei dir anrufen? Die Grundidee für den Aufbau einer eigenen Mailbox war geboren.

Bei meinen Streifzügen durch die Mailboxen Deutschlands gefielen mir am meisten die mit NCB-Mail betriebenen Boxen, also entschied ich mich für diese Software. Die Shareware-Version war schnell aus einer Box gezogen und die Installation ging auch relativ problemlos, wobei ich die Feinheiten natürlich erst nach und nach heraus fand.

So ging im Juni 1993 die Elektron online. Offizieller Gründungstag ist übrigens der 18.06.1993. Zu Anfang wurde die Box noch zusammen mit dem Telefon an einem Anschluss betrieben und war dadurch nicht den ganzen Tag online. Man hörte dann natürlich auch zu Zeiten, wo die Box offline war, des öfteren Modempfeiftöne am Telefon. So bekam die Box im November 1993 ihren eigenen Telefonanschluss und war seit dem Zeitpunkt 24 h am Tag online.

Die Auslastung der Box stieg ab dann kontinuierlich und ich musste feststellen, das ein Rechner nicht mehr ausreichte. Man wollte ja auch mal selbst etwas am Rechner arbeiten während die Box lief. Also baute ich im Mai einen zweiten Rechner zusammen und vernetzte die beiden mit Novell Lite. Da es die User ständig mit neuer Software zu versorgen galt und ich diese auch noch in hoher Menge ständig per Satellit über Channel Videodat empfing, platzten die Festplatten aus allen Nähten. Es war also fast ständig der Kauf neuer Festplatten angesagt. Zu dem Zeitpunkt betrieb ich noch eine reine Online-Box, also ohne Netzanbindung.

Abbildung 1: Die Mailboxrechner

Es meldeten sich ständig neue User an. Zu Spitzenzeiten hatte die Box über 600 eingetragene User und manchen Tag mehr als 100 Anrufe pro Tag zu verzeichnen. Jetzt mag zwar mancher sagen, was ist das schon, aber für ein Einzelsystem und dazu noch privat als pures Hobby betrieben, waren das schon beachtliche Zahlen. Die Box war dann teilweise auch zu 33 % ausgelastet. Die User mussten sich also des öfteren ein Besetztzeichen anhören, obwohl seit Sommer 1995 ein zweiter analoger Anschluss mit einem 28800er Modem zur Verfügung stand. Zu dem Zeitpunkt kam noch ein dritter Rechner hinzu, also für jeden Port ein Rechner und einer für meinen persönlichen Bedarf. Irgendwann im Jahr 1995 wurde die Box auf Windows 95 umgestellt, weil ich keine Möglichkeit hatte noch mehr Rechner aufzustellen. Es sollte noch ein Wartungsport laufen und ich liebäugelte mit einer Packet-Radio-Mailbox. Ich entschloss mich also zu einem Multitasking-Betriebssystem. Die Versuche mit OS/2 scheiterten leider schon an der Installation. So wurde letztendlich Windows 95 eingesetzt, das entgegen aller Meinungen stabil läuft, wenn einwandfreie Soft- und Hardware verwendet wird.

Am 11.06.1996 wurde der erste analoge Anschluss auf ISDN umgestellt. An diesem AnschlussAbbildung 2: Einer der Mailboxrechner geöffnet vermittelte ein ZyXEL Elite 2864 I zwei Ports, einmal direkt ISDN oder analog nach V.34 und am integrierten a/b-Wandler ein normales Modem. Die Box war also jetzt über insgesamt drei Ports erreichbar. Auch das reichte nicht all zu lange und so wurde am 24.09.1997 der zweite analoge Anschluss auf ISDN umgestellt. Für diesen ISDN-Anschluss entschied ich mich für ein USR Courier I, weil es im Gegensatz zum ZyXEL Elite schon V.34+ unterstützte. Die Box war jetzt ständig über insgesamt 4 Ports erreichbar, zwei davon wahlweise ISDN oder analog und zwei analoge Modems.
Mittlerweile hatte die Box ca. 80 Netze und knapp 10 GB an Dateien im Angebot. Es waren ca. 500 User eingetragen und über 50 Points und Systeme holten hier ihre Nachrichten ab. Beide Boxrechner waren zu dem Zeitpunkt übrigens mit AMD's 5x86-133 ausgestattet. Insgesamt standen der Mailbox 4 CD-ROM's zur Verfügung und in jedem Rechner waren jeweils 4 Festplatten eingebaut. Die Festplatten haben mittlerweile über 20 GByte Fassungsvermögen - das 1000fache im Vergleich zum Anfang!

Durch die Gebührenreform der Telekom im Januar 1997 ging die Anzahl b.z.w. die Dauer der Anrufe schlagartig zurück. Weiterhin setzte sich mehr und mehr das Internet durch. Das "Aussterben" der Mailboxen begann.

An einem Abend im März 1999 verursachte ein Blitzschlag an der Box ziemlichen Schaden. Durch Überspannung "starben" dabei ein TNC2 (Modem für Datenübertragung per Funk), ein CB-Funkgerät, ein NTBA der Telekom, beide Terminaladapter (ZyXEL Elite und USR Courier I) sowie die Motherboards beider Boxrechner. Die Box lief danach erst mal im Notbetrieb auf einem Rechner, der unbeschadet geblieben war und zwei analogen Modems an einem geliehenen a/b-Wandler. Da ich die Rechner von einer Firma reparieren lassen musste, weil ich eine Rechnung für die Versicherung brauchte, zog sich dieser Zustand fast 3 Wochen hin. Der Schaden belief sich letztendlich insgesamt auf ca. 3000 DM, wobei ich den TNC noch selbst reparieren konnte und das Funkgerät wurde als Garantieleistung ersetzt. Ich kann nur jedem raten, eine Versicherung gegen Überspannung abzuschließen.

Seit diesem Zeitpunkt läuft die Mailbox mit allen 4 Online-Ports, einem Wartungsport und die Packet-Radio-Mailbox auf einem Rechner AMD K6/2-300 mit 64 MB RAM. Für stabile Verbindungen sorgen zwei USR-Courier I, sowie zwei analoge Modems. Da die Box jetzt nur noch etwas über 150 eingetragene User hat, reicht das vollkommen. Die Anzahl der Points blieb seither ziemlich konstant bei etwa 50.

Mittlerweile bezieht die Box News und E-Mail direkt aus dem Internet. Dank erschwinglicher DSL-Flatrates ist das einigermaßen kostengünstig zu realisieren. Zu diesem Zweck läuft hier ein Linux-Server unter Debian. Die Anbindung der Mailbox erfolgt über Unix-Connect, das als Gate zwischen RFC-Welt und ZConnect arbeitet. Der TNC fiel irgendwann einem weiteren Blitzschaden zum Opfer. Die Packet-Radio-Mailbox läuft seit dem nicht mehr.

Da inzwischen die Userzahlen rapide zurück gegangen sind und auch die Energiepreise ständig steigen, habe ich mich im November 2005 dazu entschlossen, das Box und Server mit nur noch einem Rechner auskommen müssen. Der Mailboxrechner verbrauchte im Jahr immerhin etwa 500 kWh. Nach einigen Versuchen mit der DOSEMU unter Linux entschied ich mich für diese Variante. Die Mailbox und der News- und E-Mailserver laufen seit dem nebst einigen anderen Programmen wie Anrufbeantworter (VBOX), Wetterstation etc auf einem AMD K6/2-500 mit 396 MB RAM. Die beiden USR-Courier I versehen immer noch treu ihre Dienste, wobei allerdings nur noch ein Port 24 h an einem ISDN-Anschluss läuft. Der zweite Port wird nur noch bei Bedarf hoch gefahren.

Ich habe nicht vor, in absehbarer Zeit den Mailboxbetrieb aufzugeben. Es ist nach wie vor ein interessantes Hobby. Neue User und Points sind also jederzeit herzlich willkommen.


zurück

Udo Bertholdt, 28. Dezember 2008